Unsouled

Lindon soll hoch hinaus. Deshalb startet er ganz niedrig als ein niemand ohne Status in seinem Clan. Ja, viel niedriger könnte er in der strickten sozialen Hackordnung der fast überspitzt hierarchischen Gesellschaft nicht stehen. Dennoch schafft er es trotz der undenkbaren Hindernisse. Und wieder. Und nochmal. Eigentlich ist es ein ausgezeichnet geschriebenes und sorgsam durchdachtes Buch, voller Autorenhandwerk und einer schlüssigen, von Grund auf geschaffener Fantasywelt. Will Wight weiß mit Sicherheit, wie er seinem Publikum das bieten kann, das er ihnen bieten möchte; doch leider ist das ein übertriebenes Geschachere um Macht und Leistung entgegen den unmöglichsten Umständen. Viele seiner Fans mögen die schnell aufeinanderfolgenden Spannungsbögen genießen, die so sehr in die Magie der Welt eingebaut sind, dass wohl eher die Welt in die Spannungsbögen eingespannt wurde. Doch der Preis ist, dass die Hoffnungslosigkeit zu einem Schleier wird, den man zu durchschauen lernt, dass die Welt wie aus Plastik wirkt, weil die Komplexität nur mit Wikipediaeinträgen zu vermitteln ist und dass die erbarmungslose Gesellschaft nur noch nervt. Der Autor ist mit Sicherheit begabt und hat mit Unsouled ein ingenieurstechnisches Meisterwerk produziert, in dem der Plot ein starkes Fundament für eine abgefahrene Reihe bildet. Viele wird dieser Aufbruch von ganz unten nach ganz oben begeistern, aber man verzichtet dafür auf die ruhigen und bedächtigen Momente, auf all die Emotionen, die nicht außerordentlich tief oder hoch sind, aber dafür voller Vielschichtigkeit und Komplexität. Es ist ein Werk, das Respekt verdient, aber auch ein Werk, das einen speziellen Geschmack erfordert.